Drei Kundenanforderungen mit nur einer Maschine
Ein „richtungsloses“ Finish aus Metall ist das, was Kunden zunehmend wünschen. Und so hat Maschinenbauer, Q-Fin Quality Finishing Machines aus dem niederländischen Bergeijk, unverzüglich auf diese wachsende Nachfrage reagiert und die SER1200 Multibrush entwickelt. Die Maschine vereint alle möglichen Bearbeitungen an Blechteilen, wie Entgraten, Schleifen, Verrunden, Radius 2 mm, Oxidhautentfernung sowie Linienfinish und richtungsloses Finish. Und all dies ist hochgradig automatisiert: Die fünf Bearbeitungsstationen sind softwaregesteuert: Damit ist die Maschine nahezu bedienerunabhängig.
Von Jan Broeks -
Link Magazine

Barry Noordman (Arbèl): „Q-Fin verfügt über großes Wissen zum Thema Finish und hat uns aktiv in die Entwicklung der Maschine einbezogen.“ Foto: Rico Vogels
Vorausgeschickt sei gesagt, dass auch andere Veredelungen von Blechen weiterhin gefragt sind, so Geschäftsführer Anton Bax. Aber geht es um die Blechteile an der Außenseite einer High-End Maschine? Oder handelt es sich beispielsweise um die Oberfläche eines Gebäudes? Dann verlangt der Kunde oft ein nicht richtungsgebundenes oder ein quergerichtetes Finish. Bax hält seine Hände eng aneinander und benutzt sie, um zwei Blechteile darzustellen. „Wenn Sie beide in einer Linie fertigstellen, sehen sie durch die unterschiedliche Richtung der Streifen wie zwei separate Teile aus. Sorgen Sie aber für ein Finish ohne Richtung, erscheinen die Blechteile wie ein einheitliches Ganzes. Und das ist genau das, was der Endkunde haben möchte.“
Drei Anforderungen
Q-Fin konzentriert sich auf die Entwicklung, Herstellung und Lieferung von Maschinen zum Entgraten, Verrunden und dem Finish von Blechteilen aus Metall. Das Unternehmen, dessen Kunden mittlerweile aus der ganzen Welt stammen, hat außerdem Staubabsauger in seinem Portfolio. Es ist ein solides Angebot, weiß Bax. Aber, will man es dabei belassen? Ganz sicher nicht. Innovation ist ein unverzichtbarer Pfeiler, betont er, die ständige Erneuerung ist das, was Kunden von ihm und seinem Team erwarten.
Also machten sie sich in Bergeijk an die Arbeit, um den wachsenden Bedarf nach einem richtungslosen Finish zu befriedigen. Und so lief es auch bei der wachsenden Nachfrage nach einer Radius-2-mm-Maschine für Bleche bis 1.200 mm Breite (bis 600 mm Breite war dies bereits mit der SER600 möglich, Anm. d. Red.) und dem zunehmen Wunsch nach einer weiteren Automatisierung des Finishingprozesses. Diese Anforderungen hat Q-Fin ganz bewusst in die Entwicklung einer All-in-One-Maschine einfließen lassen, von der jetzt die ersten Geräte gebaut und getestet werden.
Anton Bax (Q-Fin): „Jede Bearbeitung ist mit ihren eigenen Parametern vorprogrammiert, die Maschine kalibriert sich selbst.“ Foto: Bart van Overbeeke
Fünf Bearbeitungsstationen, Zwanzig Motoren
In der SER1200 Multibrush, wie die vollständige Bezeichnung der Maschine lautet, steuern 20 Motoren insgesamt fünf Bearbeitungsstationen. Dies gewährleistet einen automatisierten Prozess für jedes beliebige Finish, erläutert Bax. Zum Beispiel zählen dazu Entgraten, Schleifen und Verrunden. Aber auch die Oxidhautentfernung, die Verrundung auf einen Radius von zwei Millimetern und dann das Linienfinish und damit auch das richtungslose Finish. Dies macht die SER1200 laut Bax zu einer kompletten Maschine, die dem Bediener sehr wenig Arbeit abverlangt. „Der Bediener kann ein Produktionsblatt aus dem ERP-System abrufen, den entsprechenden QR-Code scannen und damit das Programm einrichten. Anschließend verläuft fast alles automatisiert: Jede Bearbeitung ist mit ihren eigenen Parametern vorprogrammiert, die Maschine kalibriert sich selbst.
Reproduzierbare Barbeitung
Außerdem, so Bax, sorgen Software und Vorprogrammierung für eine hohe Reproduzierbarkeit des Prozesses. „Für die nächste Serie muss der Bediener lediglich den Code erneut eingeben, woraufhin die Maschine genau dieselbe Bearbeitung ausführt. Das verringert die Fehlerquote und steigert die Effizienz.“ Und woran muss der Kunde denken? „Das hängt natürlich von der Produktion ab. Im Vergleich zu anderen Rotormaschinen auf dem Markt bietet die SER1200 Multibrush 20 Prozent mehr Schleiffläche - bei weniger Bürsten. Bei einem Unternehmen mit einer durchschnittlichen Produktion, wird sich diese Maschine in zwei oder drei Jahren amortisieren. Produziert das Unternehmen vollkontinuierlich, sinkt die Amortisationszeit auf ein Jahr.“
Eine Maschine wie die SER1200 Multibrush: Dazu gab es im Vorfeld mit Sicherheit einen umfassenden Forschungsprozess, oder? Bax lacht über diese Annahme. „Wir haben dazu jedenfalls keine gesonderten Untersuchungen angestellt. Allerdings haben wir den Markt ununterbrochen beobachtet und die Fragen unserer Kunden als Ausgangspunkt genommen. Das lieferte uns genügend Gründe, diese Maschine zu entwickeln.“ Und Letzteres klappte recht schnell: Q-Fin begann mit der Entwicklung im Februar dieses Jahres, um das Gerät dann ungefähr neun Monate später tatsächlich vorzustellen. Dass dies gelungen ist, hat man nach Angaben des Geschäftsführers vor allem den acht Ingenieuren des Unternehmens zu verdanken, in dem inzwischen 35 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Die Maschine wurde weitgehend intern entwickelt.“

In der SER1200 Multibrush steuern 20 Motoren insgesamt fünf Bearbeitungsstationen. Dies gewährleistet einen automatisierten Prozess für jedes beliebige Finish. Foto: Q-Fin
Kunden-input von Arbèl
Während des Prozesses erhielt Q-Fin den notwendigen Input von Arbèl Las- en plaatwerkindustrie aus dem nahe gelegenen Valkenswaard. Das Unternehmen bot richtungsloses Finish zwar bereits an, doch war dies mit viel Handarbeit verbunden, so Geschäftsführer Barry Noordman. „Das war zeitaufwendig und angesichts der steigenden Nachfrage nicht mehr machbar.“ Höchste Zeit also für eine automatisierte Alternative, dachte sich Noordman, der bereits die notwendigen Voruntersuchungen durchgeführt hatte, bevor er sich Ende letzten Jahres an Q-Fin wandte. Q-Fin konnte ihm damals keine konkrete Lösung anbieten, obwohl sich das Unternehmen, auch bedingt durch diese konkrete Anfrage, dennoch an die Arbeit machte. Noordman blickt zufrieden auf diesen Prozess zurück. „Q-Fin verfügt über großes Wissen zum Thema Finish und hat uns aktiv in die Entwicklung der Maschine einbezogen. Wir haben Ideen eingebracht und unsere Wünsche während des Entwurfsprozesses geäußert.“
Dass diese bei der endgültigen Maschine berücksichtigt wurden, beweist die Investition von Arbèl in das erste Exemplar der SER1200. Sie wird voraussichtlich Ende Oktober in Valkenswaard in Betrieb genommen. Noordman: „Ich erwarte, dass ich damit die Arbeit von zwei Mitarbeitern einsparen kann, sodass dieselben Personen mehr Zeit für das Erzielen des anvisierten Wachstums haben.“ Die weitgehende Automatisierung macht die Bedienung der Maschine recht einfach, wie Noordman betont. Und wenn die Situation es erfordert, ist die Unterstützung von Q-Fin buchstäblich in greifbarer Nähe. „Und das ist für uns ein wichtiger Grund, regional einzukaufen.“
Halb so viel Strom
Q-Fin präsentierte die SER1200 Ende Oktober auf der EuroBLECH in Hannover, die Technologiemesse für Blechbearbeitung. Nachdem das Unternehmen bereits bei der letzten EuroBLECH einen Innovation Award gewonnen hatte, bewarb es sich nun erneut um diese Auszeichnung. Diesmal mit der SER1200, von der Bax ein konkretes Bild im Hinblick auf das Interesse im Markt hat. „Wir müssten einen Jahresabsatz von etwa 15 bis 20 Einheiten erreichen.“
Die SER1200 wiegt rund 6.000 Kilogramm, ist 4,1 Meter lang, 2,2 Meter breit und 2,3 Meter hoch. Das sei relativ groß, stellt Bax fest. „Andererseits erhält ein Unternehmen mit dieser Maschine jede Art von Bearbeitung, für die es sonst drei oder vier separate Maschinen bräuchte. Außerdem verbraucht diese Maschine nur halb so viel Strom wie die Geräte anderer Anbieter.“ Die SER1200 Multibrush wurde aufgrund der Nachfrage nach einem richtungslosen Finish sowie einem Radius 2 mm letztlich zu einer Maschine entwickelt, die laut Bax vieles, wenn nicht alles, bieten kann. „Sie ist aus unserer Sicht die vollständigste Maschine, die es auf dem Markt gibt. Was wir hinzufügen könnten, hängt vor allem mit dem Handling rund um die Maschine zusammen, wie eine Erweiterung mit Umkehreinheiten. Aber die perfekte Maschine selbst? Wir glauben, dass sie jetzt da ist.“