Quelle: blechonline / 08-04-2025

Kleine Bauteile sicher entgraten

Kleine Bauteile sind oft schwer zu entgraten.

Der Name ist vielleicht etwas irreführend: Metallbau Höse aus Biedenkopf wurde 1979 gegründet und wächst seither stetig. Mittlerweile in dritter Generation von Philipp Höse und Martin Marburger geführt, hat sich das Unternehmen zu einem klassischen Lohnfertiger für Blechbearbeitung entwickelt und fertigt für über 100 Kunden Blechbauteile in unterschiedlichsten Varianten – vom Kleinstteil bis zu großen Baugruppen, von Einzelstücken bis zu Serienproduktionen. Verarbeitet werden Stahl, Edelstahl, Aluminium und Kupfer, vor allem im Dünnblech, aber auch bis zu Materialstärken von 25 mm.

Neben Laserschneiden, Biegen und weiteren Arbeitsschritten wie Bohren und Entgraten ist das Unternehmen zudem auch auf das Schweißen und die Baugruppenmontage spezialisiert, wodurch man sich auch etwas von den Marktbegleitern abheben will.

Alles bis zur fertigen Baugruppe

So produziert Höse beispielsweise komplette Maschinenhüllen für seine Kunden. Betriebsleiter Christian Schaumann erklärt: „Wir entwickeln uns hier bei den Baugruppen stetig weiter. Immer häufiger übernehmen wir selbst die Montage und liefern fertiggestellte Baugruppen inklusive aller benötigten Komponenten, bis hin zu Schrauben, direkt an unsere Kunden. Das unterscheidet uns von vielen Marktbegleitern.“ Für Höse sehr wichtig, denn gerade in der Region befinden sich viele Blechfertiger. Daher ist im Unternehmen bekannt, dass ein moderner Maschinenpark die Basis für wirtschaftlichen Erfolg in einem wettbewerbsintensiven Umfeld bildet. Beim Laserschneiden setzt das Unternehmen seit Längerem schon auf Trumpf-Laseranlagen und eine Stanz-Laser-Kombination mit zwei angeschlossenen Stopa-Lagertürmen.

Gebogen wird mit fünf Trumpf-Abkantpressen, darunter eine vollautomatische Biegezelle. Aber auch auf der Softwareseite setzt Höse voll auf Trumpf. Mit Oseon, Boost und den Web-Anwendungen Fabrication, Analytics und Production Planning. Das vereinfacht die Prozesse und verbannt immer mehr Papier aus der Fertigung. „Hier entwickeln wir uns kontinuierlich weiter, um zusätzliche Potenziale für eine noch effizientere Fertigung zu erschließen“, erklärt Schaumann.

Mechanische Bearbeitungsschritte deckt das Unternehmen mit europaweiten Partnerschaften ab und kann dadurch seinen Kunden ein sehr umfangreiches Bauteilspektrum bieten. Wie wichtig dabei auch das Schweißen ist, zeigt die Zahl der Schweißarbeitsplätze, zwölf für Stahl und sieben für Edelstahl, zudem eine Roboterschweißzelle. Die Kunden stammen aus verschiedenen Branchen – vom klassischen Maschinenbau über die Baumaschinenfertigung bis zur Verpackungsmaschinenbranche. „Wir sind sehr breit aufgestellt, was für uns ein großer Vorteil ist. Keiner unserer Kunden macht mehr als zehn Prozent des Jahresumsatzes aus. Dadurch sind wir in unserer Geschäftsentwicklung flexibel und weniger anfällig für Marktschwankungen. Und wenn man sich die Automobilbranche derzeit ansieht, können wir von Glück reden, dass wir hier völlig unabhängig agieren können.“

Entgraten, ein wichtiger Fertigungsschritt

Gut aufgestellt – ja. Doch wie viele Unternehmen der Branche kämpft auch Höse derzeit mit fehlender Planungssicherheit. Ein ebenso wichtiges Thema, um den Kunden qualitativ hochwertige Bauteile liefern zu können, ist das Entgraten. Neben zwei vorhandenen Entgratanlagen und einer Trowalisierungsmaschine kam im letzten Jahr eine F250 von Q-Fin hinzu, die auf Anhieb überzeugt hat. „Unser Maschinenpark zeigt deutlich, dass wir auf modernste Technik setzen – und die Q-Fin-Anlage fügt sich nahtlos ein. Noch ist es ‘nur’ die Anlage für Kleinteile, aber es ist beruhigend zu wissen, dass wir mit Q-Fin einen kompetenten Partner an unserer Seite haben, falls eine weitere Anlage benötigt wird“, zeigt sich Schaumann sehr zufrieden. Der Kontakt kam über Q-Fin-Gebietsverkaufsleiter Fred Post zustande. „Eigentlich signalisierte Höse, dass kein Bedarf an einer neuen Entgratanlage besteht. Als ich aber die F250 vorgestellt habe, die eben gerade für das Entgraten von Kleinteilen konzipiert ist und so die Probleme vermeidet, die große Anlagen immer wieder mit kleinen Bauteilen haben, wurde man bei Höse neugierig“, erinnert er sich.

Entscheidend für Schaumann war auch die Beratung. „Ich führte Herrn Post durch die Fertigung und zeigte ihm unsere Entgratanlagen. Erwartungsgemäß rechnete ich damit, dass er den Austausch einer oder mehrerer Maschinen empfehlen würde. Doch als ich ihn nach seiner Einschätzung fragte, riet er mir lediglich zur F250 für Kleinteile, da er überzeugt war, dass wir ansonsten bereits optimal ausgestattet sind. Diese unerwartete Empfehlung hat mich überrascht und neugierig gemacht.“ Tatsächlich ist es so, dass größere Maschinen häufig Schwierigkeiten beim Entgraten kleinerer Teile haben, da sie oft nicht so gut am Band haften und durch die Entgratbürsten einmal durch die Maschine gefegt werden können. „Wir haben überprüft, wie viele Bauteile unter 250 Millimeter wir fertigen – und es waren erstaunlich viele. Als Herr Post uns die Anlage dann im Detail vorstellte, war ich schnell überzeugt, besonders wegen des Rückführbandes, das die Arbeit erheblich erleichtert. Zudem hatten wir kurz vorher zwei Mitarbeiter mit Hörbehinderung eingestellt, und das Integrationsamt stellte eine Förderung für die Arbeitsplatzausstattung in Aussicht. Nach Rücksprache mit den beiden konnten wir ihre Arbeitsplätze optimal gestalten – mit der Q-Fin-Anlage und einer neuen Bohranlage.“

50% Zeitersparnis beim Entrgraten

Aber zurück zur Kleinteilbearbeitung. Bei Höse wusste man, dass Kleinteile in den beiden großen Anlagen immer wieder Probleme machen und diese dann mit sehr hohem Zeitaufwand entgratet werden müssen. Post kennt das Problem: „Aus meiner Erfahrung haben viele Kunden Probleme mit kleinen Bauteilen. Sind sie unter 150 Millimeter, fallen Sie oft zwischen den Rollen durch. Daher wird meistens versucht, das Problem mit Schablonen zu lösen. Das ist aber ein Schritt rückwärts. Unter optimalen Bedingungen mag das Entgraten der kleinen Teile auch in großen Maschinen funktionieren, allerdings, sobald nur ein bisschen Dreck in der Anlage ist, lassen sich die Teile nicht mehr zuverlässig bearbeiten. Das ist auch bei unseren eigenen größeren Anlagen so. Aus meiner Sicht ist die ideale Kombination eine Anlage für größere Bauteile und eine für die Bearbeitung von Kleinteilen. So habe ich auf beiden Anlagen einen zuverlässigen Prozess, was am Ende viel Zeit und Geld spart.“ Wie viel Zeit sich einsparen lässt, könne man nur schwer schätzen, aber von rund 50 % könne man schon ausgehen. Dazu müsse man noch die Zeit rechnen, die eingespart wird, da es auf den großen Anlagen keine Stillstände mehr durch Kleinteile gibt und zudem auch kein Ausschuss mehr produziert wird, der dann wieder nachgefertigt werden muss.

Natürlich hat man sich bei Höse auch andere Anlagen angesehen und war bei anderen Herstellern vor Ort. Oft waren die Anlagen aber einfach zu groß. Entscheidend war laut Schaumann die Schnelligkeit der Anlage in Verbindung mit dem Rückführband. „Das Rückführband ist einfach die ideale Lösung für uns. Der Bediener muss seine Position nicht verlassen und kann die Teile nach der Rückführung auf der anderen Seite durch die Anlage führen. Dadurch gewinnen wir viel Zeit und erreichen optimale Ergebnisse“, schildert er seine Erfahrungen mit der F250. Beeindruckt war er, wie er berichtet, auch vom Besuch bei Q-Fin vor Ort, da aus seiner Sicht kein anderer Hersteller von Entgratanlagen in Sachen Automatisierung so weit sei. Gerade für die Nachtschichten sei das für die Zukunft eine wichtige Option. „Wir setzen verstärkt auf Automatisierung, da die Nachfrage unserer Kunden stetig wächst. Unsere Anlagekonzepte entwickeln wir passgenau nach individuellen Kundenwünschen – sei es in Bezug auf Größe oder Ausstattung. Dabei ermöglichen wir vieles und optimieren kontinuierlich unsere Automatisierungslösungen.“

Absaugung überzeugt

Nachdem die F250 nun seit rund einem Jahr im Einsatz ist, erwägt man bei Höse auch auf größere Anlagen von Q-Fin umzusteigen. Denn neben der Anlage selbst darf man auch die Absaugung nicht vergessen. Und die hat Schaumann überzeugt. Bei Q-Fin fertigt man eigene Nassfilter, die laut Post sehr wartungsarm sind und Papierbandfilter oder Filterpatronen ersetzen. „Ein wichtiger Aspekt ist für uns auch, dass die Absaugung sehr leise ist“, betont Schaumann und ergänzt: „Das Gesamtpaket war einfach überzeugend – nicht nur die Entgratanlage selbst mit Selbstkalibrierung und benutzerfreundlicher Bedienung, sondern auch alles, was davor und dahinter steht. Q-Fin passt seine Lösungen optimal an die Kundenbedürfnisse an. Ich habe den Eindruck, dass es kaum etwas gibt, was Q-Fin nicht realisieren kann. Das zeigte sich auch, als wir bei einem anderen Blechbearbeiter eine besonders große Entgratlösung von Q-Fin in Aktion gesehen haben.“

Automatisierung möglich

„Wir haben jetzt auch für die F250 einen Roboterarm entwickelt und integriert“, erklärt Post von Q-Fin. „Das geht heute sehr schnell. Dank unserer Vision-Software ist kaum noch Programmieraufwand nötig. Die Kamera erkennt die Bauteile, bestimmt das oberste und greift es automatisch. Wir passen lediglich die Schnittstellen an – und schon läuft der Prozess automatisiert.“ Schaumann ergänzt: „Bis auf wenige Ausnahmen gehen bei uns alle Bauteile aus Edelstahl, Aluminium oder Kupfer durch die Entgratmaschine. Ein reibungsloser Prozess ist für uns essenziell. Mit der Anschaffung der F250 konnten wir diesen nun optimal ausgestalten. Noch ohne den neuen Roboterarm, aber wer weiß, was die Zukunft bringt …“